Vorläufiger Projektabschluss und Broschüre

Nicht nur in Deutschland und nicht seit der Protestbewegung „Black Lives Matter“ wurden zuletzt Forderungen nach einer Dekolonisierung des öffentlichen Raumes –  z.B. in der Auseinandersetzung mit Straßennamen und Denkmälern – sowie nach Aufarbeitung kolonialer Stadtgeschichten lauter. Es geht dabei um ein Bewusstsein für die Kontinuität kolonialer Praktiken und Beziehungsmuster sowie die Problematisierung von daraus abgeleiteten und als allgemein gültig verstandenen Narrationen, welche eine Vielzahl und Vielfalt an alternativen Perspektiven bis heute verdrängen.

Mit dem Transferprojekt Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg wollten Mitarbeitende des Lehrstuhls für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung in enger Kooperation mit lokalen Aktivist*innen an diese Dynamiken anknüpfen, um den schon länger geführten Diskurs über Augsburgs koloniale Vergangenheit aktiv weiter zu führen.

Das Projekt „Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg“ fand im Juli 2022 einen erfolgreichen vorläufigen Abschluss. Vorläufig, da die Diskussionen rund um postkoloniale Erinnerung in Augsburg weitergehen werden – die im Rahmen des Projektes durchgeführten Veranstaltungen sind nun aber abgeschlossen und als Spurensammlung in der Broschüre Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg dokumentiert.

Diese wurde bei der Augsburger Langen Nacht der Wissenschaft 2022 der Stadtöffentlichkeit zugänglich gemacht und kann hier heruntergeladen (PDF) werden.

Auf Anfrage können auch gebundene Broschüren zur Verfügung gestellt werden.

Rückschau: Testlauf Zeitstrahlmethode im Fugger und Welser Erlebnismuseum

Im Zuge des Projektes ‚Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg‘ wurden in einem Projektstrang historische Recherchen getätigt, die in der Erarbeitung einer Zeitstrahlmethode mündeten. Die Zeitstrahlmethode dient vor allem der politischen Bildungsarbeit, ermöglicht aber auch die Vermittlung geschichtlichen Fachwissens, und vor allem solcher Geschichte(n), die in dominanten Diskursen marginalisiert und ausgeschlossen werden. Dabei geht es vor allem um die Identifikation von (kolonialen) Haltungen, Widerstand und einem umfassenden Blick auf ausgewählte Stationen translokaler Kolonialgeschichte.

Dafür wurde von Projektmitarbeitenden auf Basis der Zeitstrahlmethode ‚connecting the docs‘ von glokal e.V., eine Sammlung von Zitaten erarbeitet und erstellt, die Bezüge zu den Welser und der Stadt Augsburg herstellt, aber auch zur kolonialen Eroberung von Abya Yala (heute: Lateinamerika) herstellt.

Am 04.Mai 2022 wurde ein Testlauf dieser Methode im Fugger und Welser Erlebnismuseum durchgespielt, gerahmt von einem kleinen Rundgang durch zwei ausgewählte Stationen der Dauerausstellung. Ab Herbst 2022 werden entsprechende Workshops für Lehrer*innen und Multiplikator*innen für Bildungsarbeit im Museum angeboten.

Weitere Informationen folgen zeitnah. Sie können jedoch bei Interesse gerne mit uns Kontakt aufnehmen unter info@postkoloniale-friedensstadt.de

Beitrag im BR: „Museum beleuchtet koloniale Vergangenheit der Fugger und Welser“

Am 15. Februar 2022 führte der Bayerische Rundfunk ein Interview über die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit der Fugger und Welser im Fugger- und Welser-Erlebnismuseum durch, an dem auch unsere Projektmitarbeiter Imadé Aigbobo und Gregor Büchele teilnahmen. Sie teilten Gedanken und Einschätzungen zur Erarbeitung multiperspektivischer Erinnerungskultur, die vor allem von der Kolonisierung betroffene Perspektiven berücksichtigt. Beide haben sich in den vergangenen Monaten intensiv mit Perspektiven aus Venezuela beschäftigt, um zu verstehen, wie die Kolonialaktivitäten der Augsburger Handelsfamilie der Welser von der lokalen Bevölkerung erinnert werden.

» Hier geht es zum Beitrag auf der Website des Bayerischen Rundfunks