Vorläufiger Projektabschluss und Broschüre

Nicht nur in Deutschland und nicht seit der Protestbewegung „Black Lives Matter“ wurden zuletzt Forderungen nach einer Dekolonisierung des öffentlichen Raumes –  z.B. in der Auseinandersetzung mit Straßennamen und Denkmälern – sowie nach Aufarbeitung kolonialer Stadtgeschichten lauter. Es geht dabei um ein Bewusstsein für die Kontinuität kolonialer Praktiken und Beziehungsmuster sowie die Problematisierung von daraus abgeleiteten und als allgemein gültig verstandenen Narrationen, welche eine Vielzahl und Vielfalt an alternativen Perspektiven bis heute verdrängen.

Mit dem Transferprojekt Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg wollten Mitarbeitende des Lehrstuhls für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung in enger Kooperation mit lokalen Aktivist*innen an diese Dynamiken anknüpfen, um den schon länger geführten Diskurs über Augsburgs koloniale Vergangenheit aktiv weiter zu führen.

Das Projekt „Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg“ fand im Juli 2022 einen erfolgreichen vorläufigen Abschluss. Vorläufig, da die Diskussionen rund um postkoloniale Erinnerung in Augsburg weitergehen werden – die im Rahmen des Projektes durchgeführten Veranstaltungen sind nun aber abgeschlossen und als Spurensammlung in der Broschüre Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg dokumentiert.

Diese wurde bei der Augsburger Langen Nacht der Wissenschaft 2022 der Stadtöffentlichkeit zugänglich gemacht und kann hier heruntergeladen (PDF) werden.

Auf Anfrage können auch gebundene Broschüren zur Verfügung gestellt werden.

Rückschau: Filmscreening ‚Mamparo‘ mit digitalem Interview

Die Filmvorführung des Dokumentarfilms ‚Mamparo‘ am 18.06.2022 im Thalia war ein Abend des Zuhörens und des Lernens. In dem Film ging es um alternative Narrative lokaler Erinnerung an die Gründung der Stadt Coro 1528, also in der Zeit der Kolonialisierung des südamerikanischen Kontinents. Die Erzählungen, Perspektiven und Narrative im Film eröffnen neuen Weg des Nachdenkens über die europäische Moderne, sowohl in Venezuela als auch hier in Augsburg. Die Filmschaffenden Adrián Veroes Condez und Ulises León formulieren sowohl in dem im Vorfeld geführten Interview als auch in der Dokumentation den Appell, aus der Vergangenheit zu lernen. Die verschiedenen Kulturen die vor 500 Jahren in Santa Ana de Coro das erste Mal aufeinander trafen, hätten sich in einem gegenseitigen und respektvollen Austausch bereichern und so voneinander lernen können. Ein Aufruf, der sich durch die bisherige Kooperation mit den Künstlern und der Vorführung des Films im Kinosaal des ansässigen Thalia-Lichtspielhauses zumindest in einem ersten Schritt symbolisch manifestierte und von rund fünfundvierzig Zuschauer*innen aus der Augsburger Stadtgesellschaft aufgenommen und in der anschließenden Gesprächsrunde gemeinsam reflektiert wurde. Die unterschiedlichen Beiträge, welche etwa Fragen über die Bedeutung der im Film angebotenen Erzählungen für die Erinnerungskultur hier in Augsburg aufwarfen oder die Selbstverständlichkeit hinterfragten, mit der im Stadtbild durch Bezeichnungen wie ‚Fugger-Express oder „Welserplatz“ Repräsentation inszeniert werden, einten dabei ein Grundtenor: Demut gegenüber den Berichten aus Venezuela und deren Tragweite für unsere Gegenwart. Geäußert wurde auch der Wunsch, dass solche Perspektiven und Einblicke zukünftig noch breiter in Augsburg dargestellt und so ihren rechtmäßigen Einzug in die Selbsterzählungen der Stadt finden werden. 

Rückschau: Peacebuilding and Reconciliation in the Great Lakes Region of Africa

Am 24. Mai 2022 durften wir den burundischen Friedensaktivist und Direktor der Great Lakes Peacebuilding Initiative Dieudonné Kibinakanwa begrüßen, der diesjähriger Preisträger des Mietek-Pemper Preises der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung ist. In einem Vortrag mit anschließender Fragerunde konnten Studierende der Universität Augsburg von seinen Erfahrungen im Afrikanische Große Seen Gebiet hören und darüber nachdenken, was ‚Frieden‘ in einer postkolonialen Welt auf lokaler Perspektive bedeuten kann. Herr Kibinakanwa gab zunächst einen Kontext über die Konfliktgeschichte in Burundi, die untrennbar mit regionalen Aspekten verflochten ist – deshalb müsse Konfliktbearbeitung in Burundi auch immer die Afrikanischen Großen Seen mit einschließen (Ruanda, Demokratische Republik Kongo, Tansania, Kenia, Uganda). Dies ist in historischer Perspektive auch deshalb von Bedeutung, weil große Teile dieses Gebietes einst unter deutscher Kolonialherrschaft standen (das Gebiet ‚Deutsch-Ostafrikas‘ umfasste die heutigen Länder Tansania, Ruanda und Burundi). Im Gespräch kam die Frage auf, ob und welche Zusammenhänge der deutschen Kolonialherrschaft mit den anhaltenden Konflikten im Gebiet der Großen Seen bestehen. Dabei fiel vor allem Neokolonialismus in den Blick, der sich in ökonomischen Abhängigkeitsverhältnissen und anhaltender Kontrolle über ehemalige Kolonien äußert – vor allem hinsichtlich der Konfliktrohstoffe in der Demokratischen Republik Kongo, deren Abbau zur anhaltenden Instabilität der Region beiträgt. Im Beitrag von Herrn Kibinakanwa wurde die Notwendig lokaler Friedensarbeit in Abgrenzung zu bestehenden elitegesteuerten Friedensprozessen deutlich. Seine Arbeit im Rahmen der eigens gegründeten Organisation MIPAREC (Peace and Reconciliation Ministry under the Cross) umfasste die Gründung von zahlreichen lokalen Friedenskommittees, in denen Dialog, Erinnerungskultur, restaurative Gerechtigkeit, aber auch soziale Rehabilitation erfolgen konnten. Kurzum geht es um die Schaffung von Räumen, in denen Menschen zusammenkommen, miteinander ins Gespräch kommen und der gemeinsamen Verluste gedenken können. Auf der anderen Seite wurde im Gespräch auch die Frage aufgeworfen, welche Spannungen zwischen lokalen Friedensinitiativen wie solchen, die im Rahmen von MIPAREC durchgeführt werden, und nationalen oder regionalen Friedensstrategien bestehen (können), und wie auf Dauer Nachhaltigkeit solcher Friedensstrukturen gewährleistet werden kann. Dass es durchaus Herausforderungen gibt, wurde während der Veranstaltung deutlich. Dass es aber von wesentlicher Bedeutung ist, Frieden lokal zu verankern, und die Beziehungshaftigkeit in der Gemeinschaft hervorzuheben, ist eine wichtige Erkenntnis aus dem einsichtsreichen Beitrag von Herrn Kibinakanwa.

Welche Rolle koloniale Verhältnisse in anhaltenden Konflikten weltweit spielen, dürfte kontextual, und hier im Fall Burundi / der Afrikanischen Großen Seen, vertiefter Forschung erfordern.

Rückschau: Augsburg diskutiert: Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt

Am Mittwochabend des 18. Mai 2022 fanden sich rund 90 Augsburger*innen im Augustanasaal des Annahofs zusammen, um „postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt“ zu diskutieren. Ziel der Veranstaltung war es, im Format einer Fishbowl einen Gesprächsraum zu eröffnen, der die Stadtgesellschaft aktiv in die inhaltlichen Auseinandersetzungen einbindet. Nach den Eröffnungsreden von Martin Beck des evangelischen Forums Annahof sowie der Projektleitung Christina Pauls moderierte Projektmitarbeiter Nicki Weber auf der Basis eines Impulsreferats durch Bürgermeisterin Martina Wild einen Austausch zwischen ihr, dem Leiter des Teilprojektes “Migration im Museum” bei den Kunstsammlungen und Museen Augsburgs im DIWA Projekt Claas Henschel sowie OpenAfroAux-Aktivistin Isabella Helmi Hans.

Bürgermeisterin Wild referierte zunächst über die Bedeutung des historisch begründeten Labels ‘Friedensstadt’ für die Notwendigkeit von Respekt und gelebter Toleranz in Bezug auf die heutige Stadtgesellschaft. Im ‘kollektiven Gedächtnis’ Augsburgs gehe es auch darum, zu reflektieren, an was und wen erinnert wird, und warum. Wild stellte bestehende Initiativen der Stadt Augsburgs vor – neben der Kommission für Erinnerungskultur mit einem besonderen Fokus auf NS-Erinnerungskultur versuche das Projekt DIWA (Das inklusive Wir in Augsburg) postmigrantische und postkoloniale Blickwinkel stärker sicht- und hörbar zu machen. Eine besondere Einsicht aus dem Vortrag von Bürgermeisterin Wild war – aus Sicht der Redaktion – der Verweis auf den historischen Zusammenhang, den sie zwischen dem Fugger’schen Reichtum und der Confessio Augustana (die große Bekenntnisschrift der Protestanten, die bis heute theologische Grundlage von Lutheraner*innen ist) herstellte. Für Bürgermeisterin Wild sei es besonders für die Friedensstadt Augsburg essenziell, ihre eigene aktive und lebendige Stadtgesellschaft aushalten zu können, insbesondere hinsichtlich einer multiperspektivischen Geschichte Augsburgs.

Claas Henschel berichtete aus dem DIWA Projekt, wo er beispielsweise an einer App arbeite, die es ermöglichen soll, eurozentristische Perspektiven im Museum zu durchbrechen. Auch der Umgang mit der Welsertafel sei von großer Bedeutung und erfordere, dass nicht nur auf lokaler Ebene, sondern vor allem unter Einbeziehung indigener Perspektiven sowie Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen aus dem Globalen Süden, diese Tafel rekontextualisiert werden sollte. 

Für OpenAfroAux Aktivistin Isabella Helmi Hans steht jedoch fest, dass sich koloniale Haltungen nicht derart schnell transformieren lassen. Sie berichtet von der Erfahrung, dass städtische Institutionen die Perspektiven von Aktivist*innen oft nur halbherzig berücksichtigen und dass auch gut gemeinte Initiativen oft paternalistisch daherkommen. Außerdem gehe es darum, dass Institutionen und die entsprechenden Stellen lernen, zuzuhören, anstatt sich kontinuierlich vor postkolonialer Kritik zu verteidigen oder zu rechtfertigen. 

Postkoloniale Perspektiven haben in Augsburg damit zu tun, unter anderem die Mythen der großen Handelsfamilien der Fugger und Welser aufzubrechen und sowohl die Geschichte selbst als auch ihre Nachwirkungen in Form von bestehenden Machtstrukturen einer kritischen Prüfung (und Transformation) zu unterziehen. Dies beinhaltet eine kritische Prüfung des eigenen Selbstbildes als Friedensstadt, und einer aktiven Auseinandersetzung mit konkurrierenden Bildern über die Stadt und ihre Figuren, vor allem aus Perspektiven jener, die von kolonialer Gewalt betroffen sind.  

Auch die im Publikum anwesenden Augsburger*innen brachten ihre Perspektiven ein. So zeigten sich einige der Anwesenden entrüstet, dass der ‘Fugger-Pavillon’ im Rahmen der Feierlichkeiten zu 500 Jahren Fuggerei mitten auf dem Rathausplatz steht. Es wurde der Wunsch formuliert, ähnliche Diskussionsformate dort stattfinden zu lassen und auch dort Raum für – leider bisher abwesende – kritische Perspektiven zu schaffen. Auch haben sich einige dafür ausgesprochen, Rassismuskritik als bildungspolitisches Pflichtprogramm auf allen Ebenen in Ausbildungen zu inkludieren. Im Rahmen der Diskussion kamen zudem Fragen nach Schuld und Scham sowie der der Notwendigkeit für Wiedergutmachung und Reparation auf. Dabei wurde das Gespräch durch Perspektiven junger People of Color immens bereichert und konnte einen Raum gelebter Multiperspektivität schaffen. 

Auf Basis dieses offenen Gespräches mit verschiedenen Perspektiven drängt sich nun die Herausforderung auf, wie partizipative, inklusive Handlungsprozesse aussehen könnten, wenn es darum geht, über den Gesprächsraum hinaus einen anderen, reflektierten Umgang mit kolonialen Verhältnissen in der Stadt zu suchen.


Rückschau: Testlauf Zeitstrahlmethode im Fugger und Welser Erlebnismuseum

Im Zuge des Projektes ‚Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg‘ wurden in einem Projektstrang historische Recherchen getätigt, die in der Erarbeitung einer Zeitstrahlmethode mündeten. Die Zeitstrahlmethode dient vor allem der politischen Bildungsarbeit, ermöglicht aber auch die Vermittlung geschichtlichen Fachwissens, und vor allem solcher Geschichte(n), die in dominanten Diskursen marginalisiert und ausgeschlossen werden. Dabei geht es vor allem um die Identifikation von (kolonialen) Haltungen, Widerstand und einem umfassenden Blick auf ausgewählte Stationen translokaler Kolonialgeschichte.

Dafür wurde von Projektmitarbeitenden auf Basis der Zeitstrahlmethode ‚connecting the docs‘ von glokal e.V., eine Sammlung von Zitaten erarbeitet und erstellt, die Bezüge zu den Welser und der Stadt Augsburg herstellt, aber auch zur kolonialen Eroberung von Abya Yala (heute: Lateinamerika) herstellt.

Am 04.Mai 2022 wurde ein Testlauf dieser Methode im Fugger und Welser Erlebnismuseum durchgespielt, gerahmt von einem kleinen Rundgang durch zwei ausgewählte Stationen der Dauerausstellung. Ab Herbst 2022 werden entsprechende Workshops für Lehrer*innen und Multiplikator*innen für Bildungsarbeit im Museum angeboten.

Weitere Informationen folgen zeitnah. Sie können jedoch bei Interesse gerne mit uns Kontakt aufnehmen unter info@postkoloniale-friedensstadt.de

Rückschau: Walk OFF Fame – die Koloniale GEHschichte Auxburgs

Am 03.April begleiteten uns bluespot productions auf einem Audiowalk der besonderen Art, der uns in ein aktives Verhältnis zur Geschichte bringen würde. Der Audiowalk „Walk OFF fame“ führte uns auf humorvolle, lebendige und doch ernste Weise durch die Stadt, während wir den dunklen Seiten lokaler Kolonialgeschichten lauschten.

Dabei wurden koloniale Spuren in Augsburgs Stadtbild nachgezeichnet: vom Welserplatz über die Welsertafel auch die Fuggerstatue und das Hotel Maximilian’s, bis hin zum beliebten Lummerlandspielplatz, wo die überzeichnete Darstellung des Jim Knopf auch die Kinder prägt.

Eine besonders bemerkenswerte Leistung des Audiowalkes ist die persönliche Beziehung, die im Hören entsteht und durchweg aufrechterhalten bleibt. Dabei werden auch eigene Privilegien reflektiert, Bedeutungen von Geschichte und Erinnerung (wieder)hergestellt und die eigene weiße Begegnung mit Rassismus in der Gegenwart kritisch reflektiert.

Übrigens: Wenn man sich die App storydive runterlädt und mit Kopfhörern ausgestattet an den Rathausplatz geht, kann der Audiowalk jederzeit auch selbstständig durchgeführt werden.

Wir empfehlen einen Besuch auf der Seite von Bluespot Productions: https://bluespotsproductions.de
Instagram: @bluespots_productions

Was haben koloniale Spuren in der Stadt mit postkolonialen Perspektiven zu tun?

Der Begriff des Postkolonialismus weist auf die Kontinuität kolonialer Verhältnisse hin, die trotz formal-historischer Beendigung direkter Kolonialherrschaft weiterhin wirksam sind. Diese Verhältnisse sind vielfältiger Art und betreffen globale polit-ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse ebenso wie koloniale Wissenssysteme, Subjektivität, Selbst- und Fremdwahrnehmungen. Im Stadtbild entfalten solche Verhältnisse ihre Sichtbarkeit und Wirksamkeit. Koloniale, eurozentrische Erzählungen der zivilisatorischen Überlegenheit sind erinnerungspolitisch auch in steinerne und vergoldete Denkmäler im öffentlichen Raum gemeißelt worden – einige solcher Narrationen werden im Audiowalk kritisch aufgearbeitet. Auch das Projekt ‚Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt‘, das mit einer ‚kolonialen Schatzkarte‘ der Friedensstadt illustriert ist, enthält hier eine Sammlung und Kontextualisierung jener Spuren, die auf der Karte eingezeichnet sind. Das sind keineswegs endgültige und vollständige Sammlungen, und sie bauen auf den unermüdlichen Vorarbeiten lokaler Aktivist*innengruppen auf. So haben die Werkstatt solidarische Welt gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt e.V. bereits 1994 – im Rahmen des 500-jährigen Gedenkens an die koloniale Eroberung Lateinamerikas durch Kolumbus – einen ersten postkolonialen Stadtrundgang herausgegeben, der unter dem Titel ‚Augsburger Kolonialgeschichten‚ auffindbar ist. Die Werkstatt Solidarische Welt bietet auf dieser Grundlage bis heute einen kolonialen Stadtrundgang an. Die Gruppe Augsburg Postkolonial führt regelmäßig postkoloniale Stadtrundgänge durch und Sebastian Purwins hat mit der Seite ‚Augsburgs koloniale (K)Erben‚ eine aktuelle und zugängliche Übersicht über ausgewählte (K)Erben geschaffen. Mit dem ‚Walk OFF Fame‘ fügt sich dieser Liste ein weiterer spannender Rundgang an, der auch ohne organisatorischen Aufwand durchführbar ist.

Rückschau: Warao – der Prozess der Kolonisierung

Im Workshop “Warao: der Prozess der Kolonisierung” hat Alejandro Ceballos einen Raum geschaffen, in dem sich die Teilnehmenden über globale Zusammenhänge von Umwelt/Natur, Kapitalismus/Kolonialismus und die eigene Verstrickung austauschen konnten. Es ging vor allem um die zentralen Herausforderungen eurozentrischen Wissens, das immense Auswirkungen auf indigene Lebensweisen, Natur und Umwelt, aber auch auf uns und unsere Beziehungen nimmt. 

Nach einem Input über die diversen Lebensweisen der Warao am Orinoco Flussdelta, sowie ihren Verlust durch koloniale, kapitalistische, extraktivistische und religiöse Unterwerfung, ging es um die herausfordernde Frage, ob und was diese veränderte Realität der Warao mit den Lebenswelten der Teilnehmenden zu tun habe. 

Es folgte eine intensive Reflexion, die neben individuellen auch städtische und systemische Faktoren betrachtete. Referent Alejandro Ceballos führte sodann Konzepte von James Scott und Boaventura de Sousa Santos ein, um tiefergehende Reflexionen anzuregen. Auf dieser Basis beschäftigten sich die Teilnehmenden mit von letzterem Autor geprägten Konzepten der ‘Monokulturen’, die zusammen als Pfeiler des Eurozentrismus fungieren, konkret mit der

  • Monokultur des Wissens
  • Monokultur der zeitlichen Linearität
  • Monokultur der Naturalisierung von Unterschieden
  • Monokultur der dominanten Skala
  • Monokultur des produktivistischen Imperativs

Dieses theoretisch-konzeptionelle Fundament bildete die Grundlage, auf derer sich die Teilnehmenden über potentielle emanzipatorische Praktiken austauschten und eine Vielzahl an Möglichkeiten identifizierten, die an diesen Pfeilern rütteln könnte, beispielsweise die aktive Zuwendung zu emotionalen und affektiven Wissensformen, sowie alternativen (indigenen) Wissenssystemen. Auch die Beziehung zur Zeitlichkeit spielte eine Rolle: einige betonten das Potential, das in einer Zuwendung zur (und Auseinandersetzung mit der) Vergangenheit liegt, andere sprachen von dem Auftrag des ‘Zuhörens’, das alternativen Wissensformen Raum geben soll, Ausdruck zu finden. 

Allerdings steht im Raum, ob solche emanzipatorische Praxen ‘gewaltfrei’ seien bzw. in welcher Beziehung sie zu Gewalt stehen. Dabei ist es wichtig, zwischen verschiedenen Gewaltformen zu unterscheiden, die in der Friedens- und Konfliktforschung kursieren. Neben der direkten physischen Gewalt gibt es auch strukturelle Formen von Gewalt, sowie solche, die auf den ersten Blick nicht unmittelbar mit direkter Gewalt in Verbindung gebracht werden, aber sie legitimieren, verschweigen, relativieren und so wiederum zu ihr beitragen. Diese Frage steht in direktem Zusammenhang mit der Auseinandersetzung über das Augsburger Selbstverständnis als Friedensstadt. Während einige Teilnehmende die prinzipielle Ablehnung und Abwesenheit direkter Gewalt betonten, wurde aber auch thematisiert, wie epistemische und internalisierte Gewalt in solchen emanzipatorischen Praktiken mitschwingen.

Was hat das mit Postkolonialen Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg zu tun?

Das Workshopthema berührt die Friedensstadt Augsburg in vierlerlei Hinsicht. Aus unserer Sicht stehen im Falle der Stadtgeschichte primär die extraktivistischen, kolonial-kapitalistischen Begierden im Zentrum, die den Beginn der frühen Neuzeit markiert haben und zu solch verheerenden Verlusten indigener Lebens- und Wissensformen wie bei den Warao ihren Beitrag leisteten. Diese Geschichte ist jedoch auch Gegenwart einer naturalisierten ‚modernen‘ Logik, die in den letzten Jahrhunderten organisch gewachsen ist. Sie betrifft ein entfremdetes Verhältnis zur Natur, die als ‚Ressource‘ verdinglicht und ausgebeutet wird, sowie ein entsprechendes Verhältnis zur Vergangenheit, die bloß noch als Archiv zur Gestaltung der Gegenwart und Zukunft dient, anstatt eine lebendige Beziehung zu den Vorfahren zu beinhalten. Es scheint, dass die sog. ‚Handelsunternehmungen‘ von vor über 500 Jahren den Grundstein für eine anhaltende Haltung gelegt hat, die geographische und zeitliche Verflechtungen ignorieren möchte, um sich in Wohlstand und Zufriedenheit zu wähnen.

Zum Weiterlesen:

Claudia Brunner (2020): Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne. Transcript Verlag.

Boaventura de Sousa Santos (2018): Epistemologien des Südens. Gegen die Hegemonie des westlichen Denkens. Unrast Verlag.

Werkstatt Solidarische Welt mit Fugger-Welser-Erlebnismuseum (2021) „Folgen des Kolonialismus in Südamerika: Wie indigenes Wissen durch die europäisch geprägte Geschichtsschreibung verloren ging

Büchertisch in der Stadtbücherei

Seit dem 14.März steht ein Büchertisch in der Augsburger Stadtbücherei, der einige ausgewählte Romane und Fachbücher zum Thema Kolonialismus, Postkolonialismus und historische wie gegenwärtige Verflechtungen mit Venezuela beinhaltet. Die ausgelegten Bücher sind Teil einer längeren Bücherliste, die in Zusammenarbeit mit lokalen Aktivist*innen kuratiert wurde. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und dienen als Einstieg oder Vertiefung in die Thematik.

Außerdem gibt es auf der Website von Augsburg Postkolonial eine umfangreiche, thematisch sortierte Liste mit dem Ziel, Machtverschränkungen, Dominanzverhältnisse und Nicht-Repräsentiertes sichtbar zu machen.

Das Team von „Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg“ wünscht eine anregende Auseinandersetzung mit der Lektüre und freut sich über anhaltenden inhaltlichen Austausch.


Triggerwarnung: Die hier aufgeführte Literatur kann gewaltsame und emotional aufwühlende Bilder hervorrufen oder enthalten.


Eine Auswahl gesammelter Literaturvorschläge:

Romane:

  • Abdulrazak Gurnah (2021). Das verlorene Paradies.
  • Achebe, Chinua (2014). Alles zerfällt
  • Achebe, Chinua (2015). Heimkehr in ein fremdes Land
  • Braun, Peter (2008). Der Fluch des Goldes: deutsche Eroberer und der Schatz des El Dorado
  • Dangarembga, Tsitsi (2019). Aufbrechen. ‎ Orlanda Verlag.
  • Dangarembga, Tsitsi (2021). Überleben. ‎ Orlanda Verlag.
  • Dempf, Peter (2010). Der Traum von Eldorado: historischer Roman
  • Döbler, Katharina (2021). Dein ist das Reich. Berlin: Claassen Verlag.
  • Ergün, Mutlu (2016). Kara Günlük. Die geheimen Tagebücher des Sesperado. 3., Auflage. München: Unrast Verlag. 
  • Galeano, Eduardo (2009). Die offenen Adern Lateinamerikas. 2. Aufl. der Neuausgabe – Wuppertal: Hammer.
  • García Márquez, Gabriel (2018). Hundert Jahre Einsamkeit.  Köln: Kiepenheuer & Witsch.
  • García Márquez, Gabriel (2012). Liebe in Zeiten der Cholera. Köln: Kiepenheuer & Witsch. 
  • García Márquez, Gabriel (2012). Chronik eines angekündigten Todes. Köln: Kiepenheuer & Witsch.
  • Lichtwarck-Aschoff, Michael (2021). Robert Kochs Affe: der grandiose Irrtum des berühmten Seuchenarztes.
  • Mankell, Henning (2017). Der Sandmaler
  • Sanyal, Mithu (2021): Identitti. München: Hanser Verlag. 

Zeitschriften:

  • Geo Epoche (2015). Geo Epoche: 71 Südamerika. Geschichte des Kontinents 1499 – 1998; Konquistadoren, Freiheitskämpfer, Guerilleros, die ersten Europäer, Mythos El Dorade, Widerstand in Chile, Der Staat der Jesuiten, Kaiserreich Brasielen, Simón Bolívar – Befreier und Diktator, der Kampf des Che Guevara, Argentienen: Die Verschwundenen. Hamburg: Grunder + Jahr GmbH.
  • Aus Politik und Zeitgeschichte (2012). Kolonialismus.

Wissenschaftliche Literatur:

  • Abbas, Hakima, D’Apriele, Dorothee (2016). Auf den Ruinen der Imperien: Geschichte und Gegenwart des Kolonialismus
  • Aldrich, Robert (2008). Ein Platz an der Sonne: die Geschichte der Kolonialreiche
  • Barth, Boris (2007). Das Zeitalter des Kolonialismus. Stuttgart: Theiss.
  • Beckert, Sven (2019): King Cotton. Eine Geschichte des globalen Kapitalismus. München: C.H. Beck Paperback.
  • Conrad, Sebastian (2021). Deutsche Kolonialgeschichte.
  • Cornely, Margot: Die Unternehmungen der Welser in Venezuela im Lichte der spanischen Historiker. Heidelberg: Univ. Diss., 1944
  • Delacampagne, Christian (2004). Die Geschichte der Sklaverei. Düsseldorf: Artemis & Winkler.
  • Denzer, Jörg: Die Konquista der Augsburger Welser-Gesellschaft in Südamerika (1528 – 1556): Historische Rekonstruktion, Historiografie und lokale Erinnerungskultur in Kolumbien und Venezuela. München: Beck, 2005 (Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte; 15)
  • Deutscher Kolonial-Atlas. 30 Karten mit 300 Nebenkarten, entworfen, bearbeitet und herausgegeben von Paul Langhans: Nr. 9. Verbreitung des Deutschtums in Süd-Amerika; Verlag Justus Perthes Gotha 1897
  • Dussel, Enrique (1993). Von der Erfindung Amerikas zur Entdeckung des Anderen. Ein Projekt der Transmoderne. Düsseldorf: Patmos.
  • Eckert, Andreas (2015). Kolonialismus. Fischer Verlag
  • Emmerich, Alexander (2013). Die Geschichte der Deutschen in Afrika: von 1600 bis in die Gegenwart. Köln: Ed. Fackelträger.
  • Fanon, Frantz (1981): Die Verdammten dieser Erde. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
  • Felden, Dietmar (1997). Über die Kordilleren bis Bogotá: Die Reisen der Welser in Venezuela. Gotha: Perthes.
  • Forster, Reinhold; Körner-Wilsdorf, Thomas; Eberle, Anette (1995). Augsburger Kolonialgeschichte: ein Stadtrundgang.
  • Frankopan, Peter (2016). Licht aus dem Osten. Eine neue Geschichte der Welt. Berlin: Rowohlt.
  • Geiger, W. & Melber, H. (2021). Kritik des deutschen Kolonialismus: Postkoloniale Sicht auf Erinnerung und Geschichtsvermittlung
  • Grill, Bartholomäus (2021). Wir Herrenmenschen: unser rassistisches Erbe: eine Reise in die deutsch Kolonialgeschichte.
  • Gottschalk, Sebastian (2016). Deutscher Kolonialismus: Fragmente seiner Geschichte und Gegenwart.
  • Grant, Reg G. (2010). Die Geschichte der Sklaverei. München: Dorling Kindersley.
  • Häberlein, M. & Burkhardt, J. (2002): Die Welser. Neue Forschungen zur Geschichte und Kultur des oberdeutschen Handelshauses (Colloquia Augustana, Band 16), De Gruyter 2002
  • Haebler, Konrad: Welser und Ehinger in Venezuela. Augsburg, 1895
  • Hanstein, Otfrid von: Auf der Jagd nach dem goldenen Kaziken: Die erste deutsche Kolonie der Welser in Venezuela 1527-1555 und die Eroberungszüge des Ambrosius Dolfinger, Nikolaus Federmann, Georg Hohermut von Speyer u. Philipp von Hutten, nach den alten Berichten d. Antonio de Herreva, Bartolomé de Las Casas u. Hieronymus Bentzon von Meyland und den Forschungen neuerer Gelehrter. Leipzig: Leipziger Graphische Werke, 1929 (Sammlung interessanter Entdeckungsreisen; 7)
  • Herwig, Holger H.: Sueños alemanes de un imperio en Venezuela. Caracas: 1991
  • Hiery, Hermann J. & Gründer, Horst (2017). Die Deutschen und ihre Kolonien: ein Überblick
  • Hund, Wulf D. (2017). Wie die Deutschen weiß wurden: kleine (Heimat)Geschichte des Rassismus
  • Kirchner, G. (1991). Der Todeszug der Lanzenreiter – Deutsche Eroberer in Südamerika. In: Hans Helmut Hillrichs (Hrsg.): Terra X – Von den Steppen der Mongolen zu den Inseln über dem Regenwald (Expeditionen ins Unbekannte). München: Bertelsmann Verlag.
  • Klunzinger, Karl: Antheil der Deutschen an der Entdeckung von Südamerika, oder, Abenteuer des Ambrosius Dalfinger und des Nikolaus Federmann, beider von Ulm, des Georg Hohemut von Speier und des fränkischen Ritters Philipp von Hutten unter der Herrschaft der Welser von Augsburg, in Venezuela. Stuttgart: In Commission der C.A. Sonnewald’schen Buchhandlung, 1857
  • Knopp, Guido (2010). Das Weltreich der Deutschen: von kolonialen Träumen, Kriegen und Abenteuern. München: Pendo Verlag.
  • Lindeman, M. (1889). Die amerikanischen Unternehmungen der Augsburger Welser, 1525–1547; Nach Vorträgen von Hermann A. Schumacher. In: Deutsche Geographische Blätter, Band 12. Bremen 1889, S. 5
  • Mbembe, Achille (2014). Kritik der schwarzen Vernunft
  • Pelizaeus, Ludolf (2008). Der Kolonialismus: Geschichte der europäischen Expansion. Wiesbaden: Marix.
  • Preisendörfer, Bruno (2016). Als unser Deutsch erfunden wurde: Reise in die Lutherzeit
  • Rehrmann, Norbert (2005). Lateinamerikanische Geschichte: Kultur, Politik, Wirtschaft im Überblick. Hamburg: Rowohlt.
  • Reimers, Erich: Die Welser landen in Venezuela. Leipzig: Goldmann, 1938
  • Reinhard, Wolfgang (2016). Die Unterwerfung der Welt: Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415-2015.
  • Reinhard, Wolfgang (2008). Kleine Geschichte des Kolonialismus.
  • Salaw, Oskar Die Welser in Venezuela: Ein Beitrag zur Kenntnis der Wirtschaftsverhältnisse deutscher Unternehmungen in Uebersee zum Beginne der Neuzeit. Erlangen, Univ, Diss.: 1923
  • Sautter, Udo (2014). Sklaverei in Amerika. Darmstadt: Theiss.
  • Schmitt, Eberhard: Konquista als Konzernpolitik: Die Welser-Statthalterschaft über Venezuela 1528 – 1556. Bamberg: Forschungsstiftung für Vergleichende Europäische Überseegeschichte, 1992 (Kleine Beiträge zur europäischen Überseegeschichte; 18)
  • Simmer, Götz: Gold und Sklaven: Die Provinz Venezuela während der Welser-Verwaltung (1528 – 1556). Berlin: Wissenschaft-und-Technik-Verlag, 2000
  • Südekum, Hubert: Deutsche suchen das Goldland: Die Geschichte der Welserzüge in Venezuela. Reutlingen: Enßlin & Laiblin, 1938 (Aus weiter Welt; 139)
  • Terkessidis, Mark (2019): Wessen Erinnerung zählt? Koloniale Vergangenheit und Rassismus heute. Hamburg: Hoffmann und Campe Verlag. 
  • Topf, Hugo: Deutsche Stadthalter und Konquistadoren in Venezuela. Hamburg: Verl.-Anst. u. Druckerei-AG, 1893 (Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge; N.F. 163 = Ser. 7)
  • Volker, Matthies (2018). Im Schatten der Entdecker: indigene Begleiter europäischer Forschungsreisender
  • Waldeyer-Hartz, Hugo von: Die Welser in Venezuela: Bilder aus der Frühzeit deutscher Kolonialgeschichte. Berlin: R. Eisenschmidt, 1927

Vorträge/Podcasts:

Rückschau: Antirassismus und Traumasensibilität

Am 18.03.2022 fand im Café Tür an Tür der erste Workshop im Rahmen des Projekts „Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt“ statt. Unter der Leitung von Isabella Helmi Hans (OpenAfroAux), Samira Eissa (Black Community Foundation) und Dr. Isabel Kratzer-Ceylan (Anwältin und Traumaberaterin) richtete sich der Workshop vornehmlich an Menschen, die beruflich und/oder privat von Rassismen betroffen sind, oder sich für die traumatisierenden Rassismus- und Migrations-/Fluchterfahrung weiter sensibilisieren wollen. 

Nach einem kurzen, thematischen Input zu den jeweiligen Themenschwerpunkten Rassismus, Kolonialismus sowie Trauma bzw. Traumaberatung durch die Workshopleitenden konnten sich die Teilnehmer*innen in verschieden konstellierten Kleingruppen über das Gehörte sowie die eigenen Erfahrungen und Perspektiven austauschen. In einer schönen und freundlichen Atmosphäre im Café Tür an Tür konnten die Teilnehmer*innen ihre jeweils unterschiedlichen Sichtweisen und Betroffenheiten wahrnehmen, sich für andere Perspektiven und Erfahrungen sensibilisieren lassen und voneinander sowie mit- und übereinander lernen. Darüber hinaus bot das Zusammenkommen auch die Möglichkeit, Kontakte austauschen und dadurch weitere Strukturen der gegenseitigen Vernetzung aufbauen. 

Was hat das mit Postkolonialen Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg zu tun?

Rassismus ist eine globale und gewaltsam wirksame Struktur, die Menschen in Gruppen einteilt und in eine Hierarchie bringt, um so Lebens- und Partizipationschancen zwischen diesen Gruppen ungleich zu verteilen.

Rassismus war und ist zentrale Legitimationsstrategie des Kolonialismus, die mit der Begründung der ‚Unterlegenheit‘ und ‚Rückständigkeit‘ rassifizierter Gruppen erst emöglichte, diese zu missionieren und zu kolonisieren. Obwohl Rassismus in der Form, wie wir ihn heute kennen, mindestens 500 Jahre alt ist (wenn wir den Beginn kolonialer Herrschaft auf die Eroberung der Amerikas durch Christopher Columbus im Jahre 1492 datieren), so hat er seine Erscheinungsformen über die lange Zeit verändert, angepasst und auch verschleiert.

Er entfaltet trotz formal-politischer ‚Beendigung‘ kolonialer Herrschaft anhaltende Wirkung und benötigt, vor allem in Zusammenhängen von Migration, Flucht und Traumatisierung, entsprechend Bewusstsein und Sensibilität im Umgang mit von Rassismus betroffenen Menschen. Dieser Workshop hatte zum Ziel, eine solche Brücke zu leisten und Austauschräume zu schaffen, um (Ohn-)Macht und Handlungsmöglichkeiten im Beruf und Alltag zu diskutieren.

Beitrag im BR: „Museum beleuchtet koloniale Vergangenheit der Fugger und Welser“

Am 15. Februar 2022 führte der Bayerische Rundfunk ein Interview über die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit der Fugger und Welser im Fugger- und Welser-Erlebnismuseum durch, an dem auch unsere Projektmitarbeiter Imadé Aigbobo und Gregor Büchele teilnahmen. Sie teilten Gedanken und Einschätzungen zur Erarbeitung multiperspektivischer Erinnerungskultur, die vor allem von der Kolonisierung betroffene Perspektiven berücksichtigt. Beide haben sich in den vergangenen Monaten intensiv mit Perspektiven aus Venezuela beschäftigt, um zu verstehen, wie die Kolonialaktivitäten der Augsburger Handelsfamilie der Welser von der lokalen Bevölkerung erinnert werden.

» Hier geht es zum Beitrag auf der Website des Bayerischen Rundfunks