Am 03.April begleiteten uns bluespot productions auf einem Audiowalk der besonderen Art, der uns in ein aktives Verhältnis zur Geschichte bringen würde. Der Audiowalk „Walk OFF fame“ führte uns auf humorvolle, lebendige und doch ernste Weise durch die Stadt, während wir den dunklen Seiten lokaler Kolonialgeschichten lauschten.
Dabei wurden koloniale Spuren in Augsburgs Stadtbild nachgezeichnet: vom Welserplatz über die Welsertafel auch die Fuggerstatue und das Hotel Maximilian’s, bis hin zum beliebten Lummerlandspielplatz, wo die überzeichnete Darstellung des Jim Knopf auch die Kinder prägt.
Eine besonders bemerkenswerte Leistung des Audiowalkes ist die persönliche Beziehung, die im Hören entsteht und durchweg aufrechterhalten bleibt. Dabei werden auch eigene Privilegien reflektiert, Bedeutungen von Geschichte und Erinnerung (wieder)hergestellt und die eigene weiße Begegnung mit Rassismus in der Gegenwart kritisch reflektiert.
Übrigens: Wenn man sich die App storydive runterlädt und mit Kopfhörern ausgestattet an den Rathausplatz geht, kann der Audiowalk jederzeit auch selbstständig durchgeführt werden.
Wir empfehlen einen Besuch auf der Seite von Bluespot Productions: https://bluespotsproductions.de
Instagram: @bluespots_productions
Was haben koloniale Spuren in der Stadt mit postkolonialen Perspektiven zu tun?
Der Begriff des Postkolonialismus weist auf die Kontinuität kolonialer Verhältnisse hin, die trotz formal-historischer Beendigung direkter Kolonialherrschaft weiterhin wirksam sind. Diese Verhältnisse sind vielfältiger Art und betreffen globale polit-ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse ebenso wie koloniale Wissenssysteme, Subjektivität, Selbst- und Fremdwahrnehmungen. Im Stadtbild entfalten solche Verhältnisse ihre Sichtbarkeit und Wirksamkeit. Koloniale, eurozentrische Erzählungen der zivilisatorischen Überlegenheit sind erinnerungspolitisch auch in steinerne und vergoldete Denkmäler im öffentlichen Raum gemeißelt worden – einige solcher Narrationen werden im Audiowalk kritisch aufgearbeitet. Auch das Projekt ‚Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt‘, das mit einer ‚kolonialen Schatzkarte‘ der Friedensstadt illustriert ist, enthält hier eine Sammlung und Kontextualisierung jener Spuren, die auf der Karte eingezeichnet sind. Das sind keineswegs endgültige und vollständige Sammlungen, und sie bauen auf den unermüdlichen Vorarbeiten lokaler Aktivist*innengruppen auf. So haben die Werkstatt solidarische Welt gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt e.V. bereits 1994 – im Rahmen des 500-jährigen Gedenkens an die koloniale Eroberung Lateinamerikas durch Kolumbus – einen ersten postkolonialen Stadtrundgang herausgegeben, der unter dem Titel ‚Augsburger Kolonialgeschichten‚ auffindbar ist. Die Werkstatt Solidarische Welt bietet auf dieser Grundlage bis heute einen kolonialen Stadtrundgang an. Die Gruppe Augsburg Postkolonial führt regelmäßig postkoloniale Stadtrundgänge durch und Sebastian Purwins hat mit der Seite ‚Augsburgs koloniale (K)Erben‚ eine aktuelle und zugängliche Übersicht über ausgewählte (K)Erben geschaffen. Mit dem ‚Walk OFF Fame‘ fügt sich dieser Liste ein weiterer spannender Rundgang an, der auch ohne organisatorischen Aufwand durchführbar ist.