Rückschau: Antirassismus und Traumasensibilität

Am 18.03.2022 fand im Café Tür an Tür der erste Workshop im Rahmen des Projekts „Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt“ statt. Unter der Leitung von Isabella Helmi Hans (OpenAfroAux), Samira Eissa (Black Community Foundation) und Dr. Isabel Kratzer-Ceylan (Anwältin und Traumaberaterin) richtete sich der Workshop vornehmlich an Menschen, die beruflich und/oder privat von Rassismen betroffen sind, oder sich für die traumatisierenden Rassismus- und Migrations-/Fluchterfahrung weiter sensibilisieren wollen. 

Nach einem kurzen, thematischen Input zu den jeweiligen Themenschwerpunkten Rassismus, Kolonialismus sowie Trauma bzw. Traumaberatung durch die Workshopleitenden konnten sich die Teilnehmer*innen in verschieden konstellierten Kleingruppen über das Gehörte sowie die eigenen Erfahrungen und Perspektiven austauschen. In einer schönen und freundlichen Atmosphäre im Café Tür an Tür konnten die Teilnehmer*innen ihre jeweils unterschiedlichen Sichtweisen und Betroffenheiten wahrnehmen, sich für andere Perspektiven und Erfahrungen sensibilisieren lassen und voneinander sowie mit- und übereinander lernen. Darüber hinaus bot das Zusammenkommen auch die Möglichkeit, Kontakte austauschen und dadurch weitere Strukturen der gegenseitigen Vernetzung aufbauen. 

Was hat das mit Postkolonialen Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg zu tun?

Rassismus ist eine globale und gewaltsam wirksame Struktur, die Menschen in Gruppen einteilt und in eine Hierarchie bringt, um so Lebens- und Partizipationschancen zwischen diesen Gruppen ungleich zu verteilen.

Rassismus war und ist zentrale Legitimationsstrategie des Kolonialismus, die mit der Begründung der ‚Unterlegenheit‘ und ‚Rückständigkeit‘ rassifizierter Gruppen erst emöglichte, diese zu missionieren und zu kolonisieren. Obwohl Rassismus in der Form, wie wir ihn heute kennen, mindestens 500 Jahre alt ist (wenn wir den Beginn kolonialer Herrschaft auf die Eroberung der Amerikas durch Christopher Columbus im Jahre 1492 datieren), so hat er seine Erscheinungsformen über die lange Zeit verändert, angepasst und auch verschleiert.

Er entfaltet trotz formal-politischer ‚Beendigung‘ kolonialer Herrschaft anhaltende Wirkung und benötigt, vor allem in Zusammenhängen von Migration, Flucht und Traumatisierung, entsprechend Bewusstsein und Sensibilität im Umgang mit von Rassismus betroffenen Menschen. Dieser Workshop hatte zum Ziel, eine solche Brücke zu leisten und Austauschräume zu schaffen, um (Ohn-)Macht und Handlungsmöglichkeiten im Beruf und Alltag zu diskutieren.